Ludwig Hess (1776–1853): Weimar von Süd-Ost, Radierung, um 1812

Geboren im thüringischen Weißensee als ältester Sohn des Stadtmusikers Johann Christoph Eberwein (1728–1776) wurde er 1772 Nachfolger von Christoph Wilhelm Schröter als
Leiter der Stadtmusik in Weimar.
1786 ist er vom Weimarer Hof vertraglich verpflichtet worden, Redouten und Jagden
mit Musik auszustatten sowie die Bühnen- und Janitscharenmusik im herzoglichen
Hoftheater mit Stadtmusikern zu besetzen.
Außerdem ist das 1. Fagott, Posaunen und Pauken bei der Hofkapelle durch
Eberweins Stadtmusiker ausgeführt worden (bis 1793).

Seit 1790 durfte Alexander Bartholomäus Eberwein den Titel „Hofmusicus“ führen.
So wirkten die Stadtmusiker auch bei den frühen Mozart-Aufführungen im 1791 durch Goethe eröffneten Hoftheater mit und waren an der Gestaltung der Schauspiel- und Zwischenaktmusiken
bei Aufführungen klassischer Dramen Goethes, Schillers u. a. beteiligt.

Zu den Aufgaben gehörten außerdem die Mitwirkung bei der Kirchenmusik an Festtagen und
das Turmblasen. Aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Situation der Stadtmusiker (geringe Besoldung) mussten allerlei nebendienstliche Aufträge angenommen werden (Musiken zu Taufen, Hochzeiten, Begräbnissen, Tanzveranstaltungen, Festessen usw.). Als „Stadt- und Landmusikus“ hatte Eberwein dafür ein Privileg gegenüber anderen Musikausübenden. Eberwein oblag zugleich
die Ausbildung des Musikernachwuchses in Weimar, die nach den Zunftgesetzen organisiert war (Stadtmusiker hatten den Status von Handwerkern).

Um 1800 fanden auf Wunsch des Herzogs unter Leitung von Alexander Bartholomäus Eberwein zweimal wöchentlich im Sommer Konzerte im „Welschen Garten“ nach englischem Vorbild statt.
Alexander Bartholomäus Eberwein wirkte bis zu seinem Tod 1811 als Stadtmusiker und legte die Grundlage für ein bürgerliches Musikleben in Weimar, dass sich allerdings erst viel später unter Führung von Johann Nepomuk Hummel als Gegengewicht zur aristokratisch dominierten Musikausübung deutlicher ausbilden konnte.

Literaturauswahl:
Wolfram Huschke: Musik im klassischen und nachklassischen Weimar 1756–1861.– Weimar 1982
Franz Mirow: Zwischenaktsmusik und Bühnenmusik des deutschen Theaters in der klassischen Zeit.
Berlin 1927 (= Schriften der Gesellschaft für Theatergeschichte 37)(= Phil. Diss. Erlangen 1923)

Peter Larsen: Artikel „Eberwein, Familie“.– In: Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Allgemeine Enzyklopädie der Musik (MGG). Begr. v. Friedrich Blume. 2. neubearb. Aufl. hrsg. v. Ludwig Finscher. Personenteil, Bd. 6. Kassel, Basel, usw. 2001, Sp. 32



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